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Das Interview

MIT EXPERTEN, WISSENSCHAFTLERN UND LICHTLIEBHABERN


diesmal


Harald Kämmerer 
Redaktionsleiter von Südwest und Irisiana
Random House Verlagsgruppe

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Wie kamen Sie auf die Idee, ein Buch über Lichtbaden zu verlegen?

 

Ich habe im TV eine sehr interessante Reportage über die rasant ansteigende Kurzsichtigkeit von Kindern in Industriestaaten gesehen. Zahlreiche Forscher beschäftigten sich damit und die Vermutung lag nahe, dass es durch schlechte Beleuchtung in den Klassenzimmern und zunehmende Arbeit an PCs und Tablets zu einer solchen Beeinträchtigung kommt. Forscher fanden nach vielen Jahren etwas ganz Simples heraus: Eine ausreichende Dosis Tageslicht sorgte schnell für erhebliche Verbesserungen und in Ländern, die jetzt längere Schulpausen im Freien angeordnet haben, gehen die Zahlen bei neu diagnostizierter Kurzsichtigkeit bei Kindern spürbar zurück.

Und dann erinnerte ich mich an einem „Energievortrag“ eines unserer Autoren, Dr. Bauhofer, der eindrucksvoll schilderte, welche massive positive Wirkung schon ein kleiner Spaziergang selbst an einem bewölktem Tag haben kann, für Psyche und Körper gleichermaßen. Es lag nahe, dort anzufragen, ob ein solches Thema nicht reizvoll für eine große Leserschaft ist.

 

Licht ist ein wirklich universelles Thema, aber es gibt noch gar nicht so viel Literatur darüber. Glauben Sie, dass Sie einen Nerv getroffen haben?

 

Es gibt viele einzelne Artikel zu speziellen Wirkungen des Tageslichts, zu künstlichen Lichtquellen, Empfehlungen zur richtigen Helligkeit am Arbeitsplatz etc. Aber es gibt keine wirklich umfassende Betrachtung von der Wirkung des Lichts (natürliches Licht und künstliches Licht) auf uns Menschen. Dabei ist Licht (außer im Schlaf) eigentlich immer da, frei verfügbar, mal angenehm, mal grell, mal zu wenig (wie etwa im Winter). Wenn es Bücher zum Atmen gibt, wenn wir andauernd von der Qualität der Luft sprechen, besonders mit Blick auf unsere Innenstädte, warum sprechen wir dann nicht auch mehr über das Licht, das wir jeden Tag erfahren? Wenn wir über Skandinavier lesen, die in den dunklen Monaten zu Tageslichtlampen greifen oder über ein Bergdorf in den Alpen, das einen großen Spiegel aufstellt, um Sonnenlicht in das dunkle Dorf zu reflektieren, dann verstehen wir ja auch sofort, warum: Wenn Licht fehlt, dann geht es uns nicht gut.

 

Viele Menschen leben einen unnatürlichen Lifestyle in einer Welt, die sich zunehmend indoor und digital abspielt. Wollten Sie dazu mit Lichtbaden bewusst einen Kontrapunkt setzen?

 

Ja klar, vor allem weil einem ja zur Sonne ganz häufig gleich die negativen Assoziationen einfallen wie Sonnenbrand und Melanome. Klar, Risiken gibt es immer, aber wenn man das richtige Maß an ungeschütztem Sonnengenuss kennt, ist das kein Problem. Und Draußensein ist ja sowieso gut, weil man da wohl in den seltensten Fällen sitzt, sondern in Bewegung ist. Fürs Büro gilt ja schon lange: Sitzen ist das neue Rauchen. Also nix wie raus.

 

Dürfen Ihre Kinder Handy, Tablet & Co verwenden?

In sehr bescheidenem Maße. Zum Glück ist es ihnen nicht besonders wichtig. Aber da sind sie eher Ausnahmen.

 

 

Wie oft gehen Sie selbst ans Licht und inspirieren Sie auch Ihre Mitarbeiter regelmäßig raus zu gehen?

Ich fahre mit dem Rad in die Arbeit (das ganze Jahr). Ich drehe mit einem Kollegen täglich eine Runde um das Verlagshaus, selbst wenn es in dem Industriemischgebiet nicht besonders schön ist. Aber man kommt einfach besser drauf. Als Running Gag sagen wir immer, dass wir „Luminieren“ gehen, es weiß also jeder, warum wir es machen. Die Nachahmerquote ist allerdings noch ausbaufähig.

 

Wie machen Sie das im Winter?

Da gehe ich bei Schnee auf der Straße zu Fuß in die Arbeit. Dauert länger, ist aber auch sehr schön. Und mittags gehe ich trotzdem raus. Jetzt, wo ich weiß, dass selbst ein stark bewölkter Tag so erheblich mehr Lux hat als die hellste Bürolampe, ist das Wetter auch kein Hindernis.

 

Was gefällt Ihnen an dem Buch Lichtbaden am besten?

Ich hatte im Vorfeld noch keine Ahnung, wie stark unser circadianer Rhythmus, unsere innere Uhr vom Licht oder vom Tag-Nacht-Rhythmus gesteuert wird. Und dass wir eigentlich mit allen Mitteln der Kunst dagegen arbeiten. Bis spät vor der Glotze oder am Computer sitzen, die Nacht zum Tag machen und dem Körper einen unnatürlichen Rhythmus aufdrängen.

 

Welche wissenschaftlichen Facts haben Sie am meisten überrascht?

Zum Beispiel, dass das Mekka der Chronobiologie gar nicht weit weg von uns hier in München ist, nämlich in Andechs, wo man getestet hat, wie der Köper in völliger Isolation von der Außenwelt funktioniert, ob seine innere Uhr weitertickt…


Vielen Dank für das Gespräch.



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